© Foto: TVB Attersee-Attergau/Moritz Ablinger, Kultur
Mann und Frau auf den Stufen vor der Pfarrkirche in St. Georgen im Attergau
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Österreichischer Stardirigent Nikolaus Harnoncourt

Er war einer der wenigen wirklichen Weltstars unter den Dirigenten. Er hat ein Millionenpublikum erreicht und ist sich dabei immer treu geblieben – und das heißt vor allem eines: Er war ein wahrer Diener der Kunst.

Nach dem Tod von Nikolaus Harnoncourt im März 2016 wurden in St. Georgen im Attergau die „Internationalen Nikolaus Harnoncourt Tage“ von Mechthild Bartolomey, der künstlerischen Leiterin von Attergau Kultur, ins Leben gerufen.  St. Georgen als der Ort, der seinem Ehrenbürger Nikolaus Harnoncourt mehr als 40 Jahre Zuhause und Rückzugsort gewesen ist, der Platz, der ihm jene Atmosphäre als kraftschöpfende Inspirationsquelle geboten hat, die er für seine Arbeit benötigte.

Der Ort, auf dessen Friedhof an der Pfarrkirche sich seine letzte Ruhestätte befindet. 

© Foto: Attergau Kultur, W. Kmetitsch, Nikolaus Harnoncourt
Dirigent Nikolaus Harnoncourt
Nikolaus Harnoncourt
1929 - 2016

"Musik ist ein Zaubergeschenk, eine magische Sprache"
Nikolaus Harnoncourt
Dirigent

"Bei Mozart ist es nie so, dass man etwas findet, das vor einem noch kein anderer gefunden hat.“
Nikolaus Harnoncourt
Dirigent

Biografie Nikolaus Harnoncourt

In Berlin geboren, verbrachte der österreichische Dirigent seine Kindheit und Jugend in Graz. Schon früh künstlerisch ambitioniert, zieht er schließlich das Cellostudium dem Marionettentheater vor, das ihn über Jahre intensiv beschäftigt hatte. Nach der Ausbildung an der Wiener Musikakademie wird er 1952 Cellist bei den Wiener Symphonikern. Ein Jahr später gründet er gemeinsam mit seiner Frau Alice den Concentus Musicus Wien, um seiner immer intensiveren Arbeit mit Originalinstrumenten und der musikalischen Aufführungspraxis von Renaissance- und Barockmusik ein Forum zu geben.

Nikolaus Harnoncourt sammelt historische Instrumente – allerdings ausschließlich, um sie zum Musizieren einzusetzen – und entwickelt parallel zum Musizierenund Dirigieren auch in musikphilosophischen Schriften, die im Salzburger Unterricht entstanden, seine Analysen der „Musik als Klangrede“, bis heute die Standardwerke der historischen Aufführungspraxis, die Eröffnung eines ganzen Kosmos von vergessenen Werken und verschütteten Klangerfahrungen.
 
Von 1972 an unterrichtete Nikolaus Harnoncourt Aufführungspraxis und historische Instrumentenkunde als Professor am Salzburger Mozarteum. Parallel dazu wächst sein Erfolg als Operndirigent. Nach seinem Debüt am Theater an der Wien mit Monteverdis „Il ritorno d’Ulisse in patria“ 1971 folgte der inzwischen legendäre Zyklus von Monteverdis Musiktheaterwerken, zusammen erarbeitet mit dem Regisseur Jean-Pierre Ponnelle am Opernhaus Zürich, ein weltweit als sensationell betrachteter Durchbruch. Dem schloss sich, ebenso exemplarisch und richtungweisend, am selben Haus und mit Ponnelle als Partner ein Zyklus von Mozart-Opern an. Sowohl im symphonischen Repertoire als auch im Musiktheater führte Nikolaus Harnoncourts Weg als Dirigent über die Wiener Klassik zum romantischen Repertoire und ins 20. Jahrhundert.

Einige Stationen auf diesem Weg: die Wiener Staatsoper mit einem MozartZyklus, die Salzburger Festspiele mit Monteverdis „L’incoronazione di Poppea“ und Mozarts „Le nozze di Figaro“, „Don Giovanni“ und „La clemenza di Tito“. Dazwischen immer wieder Zürich: Webers „Freischütz“, Schuberts „Des Teufels Lustschloss“ und „Alfonso und Estrella“, Offenbachs „La belle Hélène“, „La Périchole“ und „La Grande-Duchesse de Gérolstein“ oder Verdis „Aida“. In der Orchesterarbeit sind es das Concertgebouw-Orkest Amsterdam, das Chamber Orchestra of Europe, die Wiener und die Berliner Philharmoniker, mit denen Nikolaus Harnoncourt das große Repertoire zyklisch erarbeitet und immer wieder neu entdeckt hat: die Konzerte und Symphonien von Haydn und Mozart, Beethoven, Mendelssohn, Schubert, Schumann, Brahms, Dvorák und Bruckner, aber auch Béla Bartók und Alban Berg.

Ein zentraler Ort für viele dieser Projekte war die 1985 in Graz gegründete Styriarte – das steirische Festival, das Harnoncourt bis zu seinem Tod künstlerisch mitprägte. Heute zählt Nikolaus Harnoncourt zu den wenigen wirklichen Weltstars unter den Dirigenten. Mit Auftritten wie beim Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker erreicht er ein Millionenpublikum – mit der gleichen Leidenschaft und dem flammenden Ernst, mit denen er überall auf der Welt konsequent vor allem eines ist: ein wahrer Diener der Kunst.
 
Am 5. Dezember 2015 teilte Nikolaus Harnoncourt seinem Publikum in einem offenen Brief mit, dass er sich ab sofort von der Bühne zurückziehen werde. Am 5. März 2016 ist Nikolaus Harnoncourt friedlich in seinem Heimatort St. Georgen am Attersee im Kreis seiner Familie entschlafen.

Nikolaus Harnoncourt Platz

Zur Eröffnung der "Internationalen Nikolaus Harnoncourt Tage" am 5. Mai 2017 benannte die Gemeinde, im Beisein der Witwe Alice Harnoncourt und einem Großteil der Familie, in einer feierlichen Zeremonie den Marktplatz von St. Georgen in Nikolaus Harnoncourt Platz um. Es soll ein Platz friedlicher Art im Sinne des Namensgebers sein. 

In seiner Rede betonte Franz Harnoncourt, dass sich sein Vater Nikolaus sehr über die Umbenennung des Platzes gefreut hätte. Immerhin war es ihm wichtig, nicht einfach ein Bürger der Gemeinde zu sein, sondern er wollte ein aktiver Mitbürger sein. 

Nikolaus Harnoncourt Tage

In Zusammenarbeit mit der Familie Harnoncourt wurden 2017 die "Internationalen Nikolaus Harnoncourt Tage" in St. Georgen im Attergau, dem Wohnort des großen Musikers und Visonärs, ins Leben gerufen die jährlich an einem Wochenende im Mai stattfinden.

Durch Unverwechselbarkeit und hohe künstlerische Qualität des Programms sollen die Arbeit und auch Visionen des großen Dirigenten und Musikers entsprechend gewürdigt werden.